XXIII Christiane Hause
08.11.-16.11.02
Ich möcht ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.
Peter Handke, Kaspar
"...Die Installationen von Christiane Hause wirken auf eine Art und
Weise ordentlich, die selbst schon wieder einem Anspruch zu genügen
scheint.
Es ist, als hätte sich die Forderung, das Kinderzimmer aufgeräumt
zu halten, fortgesetzt und zu einer inneren Notwendigkeit ausgedehnt.
Die Klarheit des Aufbaues, den sie zur Folge hat, erinnert an die kalte
Konsequenz einer Versuchsanordnung. Kindliches Spiel und Laborversuch
loten in vergleichbarer Weise die Grenzen der Wirklichkeit aus. Wie weit
kann ich gehen, ohne daß ich bestraft werde? Wo ist die Grenze,
an der mein Handeln die Welt in Chaos umschlagen lässt? Kunst und
Wissenschaft erscheinen als gesellschaftlich sanktionierte Formen, in
denen der Bruch mit Konventionen institutionalisiert ist. Für die
Forschung ist es unabdingbar, das andere unkonventionell zu denken, um
neue Strukturen erkennen zu können. Im Bereich der Kunst entsteht
aus dem Status des Künstlers, der sich in gesellschaftlichen Strukturen
bewegt und gleichzeitig seine eigene Außenseiterrolle reflektiert,
die Möglichkeit zur Selbstreflektion der Gesellschaft. Christiane
Hause verschränkt in ihren Arbeiten Anklänge an wissenschaftliche
Experimente und Kinderspiele. Die scheinbare Grausamkeit der Welt gegenüber,
die dabei mitschwingt, ist nur dem Trieb zur Selbsterhaltung geschuldet.
Ein sich derart von Fremdbestimmungen eingeschränkt wahrnehmendes
Individuum muß dem Druck von Außen durch eine Form des Widerstands
entgegentreten, der die paradoxe Aufgabe erfüllt, Rebellion und Anpassung
zugleich zu sein. Die Sauberkeit der Oberfläche kann nur unter äußerster
Anspannung gehalten werden.
Der Ausbruch ist in einer Art und Weise formalisiert, die ihn ausstellt
und dabei gleichzeitig verhindert..."
Aus: Kinder und Hausmärchen - über einige Aspekte im Werk von
Christiane Hause
von Dr. Holger Birkholz
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