LXX Vanessa Henn und Tilmann Eberwein
Eröffnung: Freitag, 1. September 2006 von 20-00 Uhr
Ausstellungsdauer: Sa, 02.09. Sa,16.09.2006,
geöffnet: Do - Sa von 16 bis 19 Uhr
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Der Raum im Raum im Raum
Die beiden letzten Ausstellungen des Projektraums konzentrieren sich auf
ein Thema, das CAPRIs Programm von Anfang an wesentlich geprägt hat:
Räume und Räumlichkeiten als Freiräume, Kontrollsysteme,
Territorien, Projektionsflächen, Wohnzimmer, Wunderwelten.
Unter dem Zauber oder dem Zwang, den CAPRIs eigenwillige Podesteinbauten
ausüben, wurde in 70 Ausstellungen auch immer wieder nach dem konkreten
Verhältnis von Galerieraum und Kunstobjekt gefragt.
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CAPRI LXX: FUNKTIONIEREN
Vanessa Henn (Berlin) und Tilmann Eberwein (Stuttgart) befassen sich mit
der Form und dem Sinn von Architektur an den Übergängen zwischen
Bild, Objekt und Innenraum. Die Installation für CAPRI LXX haben
sie gemeinsam erarbeitet.
Vanessa Henn nimmt sich architektonischer Elemente an, die ihrer Kleinteiligkeit
und Unauffälligkeit zum Trotz wesentlich dazu beitragen, ein Gebäude
benutzbar zu machen und seine NutzerInnen ungefragt zu dirigieren.
Solche Stege, Geländer und Wegweiser überträgt Henn in
Zusammenhänge, in denen diese Formen plötzlich als grafische
Setzungen lesbar werden, während ihr funktionaler Zeichencharakter
verblasst. Obwohl wir von einem Handlauf durchaus erwarten, dass er an
einer Mauer montiert ist, können Vanessa Henns industriell gefertigte
Exemplare an den Wänden eines Galerieraumes unbestritten künstlerische
Qualitäten entfalten. Im CAPRI gesellt sich noch eine weitere Bezugsebene
dazu: Wie instrumentell oder auch selbstgenügsam werden die Hennschen
Geländer neben Stufen wirken, die ihrerseits recht zwecklos, aber
auch nicht kunstvoll an der Mauer kleben?
Das Konstruktive ist nicht unbedingt praktisch; wie auch Tilmann Eberwein
in seinen oft sehr aufwändigen, raumgreifenden Interventionen belegt.
Wenn er beispielsweise die Zu- und Ausgänge eines Ausstellungsortes
versetzt, bestimmt er damit auch für alle anderen Teile des Raumes
neue Positionen und Wertigkeiten. Gleichzeitig wird so erkennbar, dass
der jeweilige Raum bereits vor Eberweins Umbau von hierarchischen Beziehungen
geprägt war.
CAPRIs weisse Sockel, die Überbleibsel einer Ladeneinrichtung, liefern
Tilmann Eberwein eine Raumsituation, die auch ohne Kunst schon ähnliche
Irritationen erzeugt, wie manche seiner konzeptuell-skulpturalen Umbauten
- Sind die echt? Ist das Absicht? Diese Vorgabe nutzt Eberwein in konsequenter
Weise: Die CAPRI-Pyramiden bekommen Konkurrenz von minimalistisch anmutenden
Kunstwerken, die sie treulich porträtieren. In Zukunft wird dieses
Grüppchen von Edelstahlobjekten auch in anderen Galerien etwas als
Kunst verewigen, das einmal in dem Sinne funktional war, als es im CAPRI
den Akt des Kunstausstellens exponierte. So vereinigen sich Realismus
und Abstraktion auf ganz ungewohnte Weise.
(Bettina Carl)
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Bitte vormerken: Die letzte CAPRI-Ausstellung eröffnet am Mittwoch,
den 27. September 2006 um 20 Uhr!
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