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LVI Cora Piantoni – Edge Conditions
10.06.05 – 25.06.05

Nicht bestellt und nicht abgeholt

Cora Piantonis Fotoserie EINRICHTUNG (2003 - 2005) befasst sich mit dem Verhältnis von Körperlichkeit und moderner Architektur.
Für ihre Inszenierungen sucht sich Piantoni mit Vorliebe öffentliche Räume, deren Oberflächen und Volumen ihren Funktionen als Freizeit- und Kulturobjekte entsprechen. Zum Nutzwert von Museen, Sport- und Grünanlagen gehört auch die würdige Repräsentanz eben jener öffentlichen Hand, die das Gebaute in Auftrag gab und bezahlen ließ, und die wiederum Teil eines überlebensgroßen Staatskörpers ist.
In diesem Sinne begegnen sich Staat und Mensch in Piantonis absurden Arrangements auf eine sehr direkte, sprachlose Weise: über Kanten hängend, in Nischen und unter Mauervorsprüngen lagert ein einzelner Körper im Bild, das Gesicht verdeckt, schmiegt er sich an die architektonischen Formen an und wird zu einem anonymen Leib.
So ein zur Skulptur im öffentlichen Raum mutierter Körper scheint sich einerseits vollkommen zu unterwerfen, andererseits übt seine Passivität beharrlichen, trägen Widerstand aus gegen die Architektur, der er sich überantwortet hat. Gerade ”private Sicherheitskräfte" haben vorrangig ästhetische Dienste zu leisten, sie müssen dafür sorgen, dass die Körper in öffentlichen Räumen nur bestimmte Haltungen einnehmen, nur gewisse Gesten vollziehen und sich regelmäßig von der Stelle bewegen.
Cora Piantonis Fotografien haben etwas durchaus Dramatisches, dabei spielen sie das Beängstigende sehr genau gegen die banale Ruhe des Gebauten aus, und auch das Äußere der Körper, die Oberfläche einer modisch gekleideten jungen Frau, ist unspektakulär. Das Ergebnis bleibt irritierend: da muss doch etwas passiert sein.
(BC)